🇩🇪 DE 🇬🇧 EN
👻 Geister in der Maschine / These #41 – Multimodale Blindheit: Warum neue Fragen zur KI-Sicherheit stellen müssen

Die aktuelle KI Sicherheit konzentriert sich überwiegend auf textbasierte Eingaben und deren Filterung. Doch die gefährlichsten und oft am wenigsten beachteten Angriffsvektoren entstehen dort, wo niemand genau hinsieht: in den Rohdaten von Audiodateien, in der Struktur von Bilddateien, in den Metadaten von Dateien und in den subtilen Verschiebungen, die durch API basierte Transformationen entstehen.

Diese "blinden Zonen" multimodaler Datenverarbeitung ermöglichen präzise und oft unsichtbare Angriffe. Sie umgehen etablierte Filter, weil die zugrundeliegende Sicherheitslogik primär mit expliziten Prompts rechnet und nicht mit den impliziten Strukturen oder manipulierten Rohdaten anderer Modalitäten.

"Wir sichern das, was wir unmittelbar lesen und verstehen können, und vergessen dabei, was die Maschine auf einer viel fundamentaleren Ebene wirklich versteht und verarbeitet."

Vertiefung

Vier dokumentierte und oft unterschätzte Angriffsklassen verdeutlichen diese multimodale Blindheit:

Reflexion

Warum versagen klassische Sicherheitsmechanismen so oft bei multimodalen Angriffen?

# Konzept: Typische Schwachstellen in der modalitätsübergreifenden Sicherheitsprüfung
# class KISecurityDefaultSetup:
# def __init__(self):
# self.checks_text_input = True # Text wird meist intensiv geprüft
# self.checks_audio_input_deeply = False # Audio oft nur oberflächlich oder nach Transkription
# self.checks_image_input_structure = "EXIF_metadata_only" # Bildstruktur selten, meist nur Metadaten
# self.checks_api_payload_origin = "trusted_by_default_if_authenticated" # API-Herkunft oft als vertrauenswürdig angenommen

Die Architektur vieler KI Systeme behandelt alles, was nicht als expliziter, sichtbarer Text im Haupt-Prompt erscheint, oft als "neutrale" Daten oder als zweitrangige Begleitinformation.

So werden Angriffsvektoren, die in Form von kodierten Bildern, synthetischen Audio Wellenformen oder API vermittelten Datenpaketen daherkommen, für die primären Filter unsichtbar gemacht. Dies geschieht nicht unbedingt durch ausgefeilte Tarnung des Angreifers, sondern oft durch eine systemische Ignoranz gegenüber der Sicherheit nicht textueller Datenpfade.

Lösungsvorschläge

Um die multimodale Blindheit zu überwinden, sind grundlegend neue Sicherheitsansätze erforderlich:


1. Verpflichtende Rohdaten Prüfung vor jeglichem Modellkontakt:

Alle multimodalen Eingaben, seien es Audiodateien, Bilder oder Daten über APIs, müssen als rohe Byte Strukturen analysiert werden, bevor sie an das KI Kernmodell oder auch nur an dessen Übersetzungsmodule weitergeleitet werden. Unabhängig vom späteren semantischen Inhalt.

# Konzept: Vorverarbeitung und Analyse von Rohdaten
# def analyze_raw_input_data(data_blob, data_type):
# if is_binary_file(data_type): # z.B. Audio, Bild
# # perform_static_binary_analysis(data_blob) # Suche nach Signaturen, Anomalien
# pass
# if contains_base64_or_other_encodings(data_blob):
# # simulate_secure_decoding_and_classify_content(data_blob)
# pass
# # return validation_status


2. Etablierung eines segmentierten Modulpipelinings mit strikter Herkunftsprüfung:

Module wie OCR, STT und API Decoder müssen nicht nur den Inhalt transformieren, sondern auch klar deklarieren, woher der von ihnen generierte Text oder die Datenstruktur ursprünglich stammt (zum Beispiel Bilddatei X, Audiodatei Y, API Endpunkt Z).

Optional müssen sie auch Metadaten über die Verarbeitung und einen Confidence Score über die Zuverlässigkeit ihrer Ausgabe an die nachfolgenden Module weitergeben.


3. Entwicklung neuer Standards und Testverfahren für multimodale Sicherheit:

Die aktuelle Fokussierung auf Text muss dringend erweitert werden.

Aktueller Sicherheitsmodus (primär textbasiert) Erforderliche Ergänzung für multimodale Sicherheit
Prompt Whitelisting und Blacklisting Signalpath Whitelisting und Herkunftsanalyse
Klassisches Prompt Injection Testing Spectral, Binary und Structural Injection Simulation
Ethics Review Boards für Textinhalte Multimodal Threat Forensics und Impact Assessment
Schlussformel

Wir sind oft blind auf genau den Kanälen, die unsere modernen, multimodalen Maschinen längst verstehen und intensiv nutzen. Während unsere Sicherheitsfilter akribisch Text Prompts analysieren, schleusen Angreifer möglicherweise längst Signale und Datenpakete durch, die nie wie menschliche Sprache aussehen, aber im Inneren des Systems wirken wie präzise, unaufhaltbare Befehle.

Multimodale Blindheit ist keine kleine Schwäche. Sie ist ein Konstruktionsfehler im Sicherheitsdenken vieler aktueller KI Systeme. Und solange wir nur auf das schauen, was wir unmittelbar lesen und als Text verstehen können, werden wir immer wieder übersehen, was diese Systeme auf einer viel tieferen, strukturellen Ebene längst ausführen.

Uploaded on 29. May. 2025